Ob Pauke oder Röhrenglocken, Ratsche oder Donnerblech – für die lautesten, witzigsten und unerwarteten Momente sorgt im Orchester – wie immer im Leben – die letzte Reihe. Aber wer auf einem Drehstuhl über dem Konzertsaal thront, will ja schließlich auch gehört werden…
René und Dominik erzählen uns vom Schlagzeuger-Dasein im Orchester – und was ein Dönerspieß damit zu tun hat.
Lieber René, lieber Dominik, erstmal vorab:
Was ist das Tolle am Schlagzeuger-Dasein?
Dominik: Wir sind einfach der Hammer.
René: Im Gegensatz zu den meisten anderen spielen wir nicht nur ein Instrument, sondern gleich sehr, sehr viele.
Dominik: Tatsächlich ist die Vielfalt wahrscheinlich mit das Schönste – da kann man als Schlagzeuger einiges ausprobieren.
Was gibt es denn alles für Instrumente?
Dominik: Gestimmte und ungestimmte, die einen machen Töne, die anderen Geräusche. Zur ersten Gruppe gehören Pauke, Marimba, Xylophon, Glockenspiel, Vibraphon und Kuhglocke, zur zweiten Kleine Trommel, Tambourin und ganz verrückte Sachen wie Quietsch-Instrumente.
René: Und Paar-Becken und Große Trommel. Wobei die Palette natürlich noch viel größer ist und man auch immer wieder auf ganz neue Sachen stößt.


Trotz dieser schier unendlichen Auswahl – was ist das witzigste Instrument, auf dem Ihr schon einmal gespielt habt?
René: Der Döner.
Dominik: Der Dönerspieß, bei der Rutter-Messe im Weihnachtskonzert vor zwei Jahren.
René: Bei mir ist es schon etwas länger her, und ich habe ihn dann damals auch leider nicht gespielt. Aber jedes Mal stellt man sich vor, wie jemand im Dönerladen mit einem Messer danebensteht, das ist einfach der Hammer.
Dominik: Dann gibt es noch so eine Pfeife, die Maultrommel. Auf der lassen sich sogar Melodien spielen.
Was ist die größte Herausforderung, wenn man als Schlagzeuger im Orchester spielt?
René: Das Schwierigste beim Spielen ist es, zu wissen, was man weglassen kann, was nicht so wichtig ist. Viele Komponisten haben von Schlagzeug wenig bis keine Ahnung und schreiben Schlagzeugstimmen mit zig Instrumenten und Wechseln von einer Viertel zur nächsten. Das geht dann aber einfach nicht… Da muss man wissen, was man über Bord werfen kann, das braucht Erfahrung und viel Vorbereitung. Und dann kommt manchmal vom Dirigenten vorne: „Nene, das kannste net weglassen!“ – „Es geht aber nicht…“ – „Kannste trotzdem nicht weglassen“. Da muss man sich dann etwas einfallen lassen…
Dominik: Das Organisieren ist tatsächlich das Anspruchvollste, bevor man mit dem Üben beginnt. Außer, es gibt Einzelstimmen, das ist natürlich einfacher.
René: Röhrenglocken sind auch noch eine Herausforderung für sich. Beim Spielen hat man zwei Möglichkeiten: Entweder, man baut sie vor sich auf – dann sieht man nichts mehr vom Dirigenten, und der Dirigent nichts mehr von einem. Alternative: man baut sie schräg auf, und dann kann man den Dirigenten erst recht nicht anschauen. Die Röhrenglocken sind auch so laut, dass man vom Orchester nichts mehr hört, das muss sich dann nach einem richten. Herr Wieland gibt den Takt an, die Röhrenglocken setzen ein, und dann heißt es: Augen zu und durch. Ziemlich wild.
Bei verschiedenen Schlagzeugern kommt ja erschwerend hinzu, dass man sich die einzelnen Stimmen aufteilen muss. Gibt es da zum Teil Diskussionen, weil alle oben auf dem Pauken-Drehstuhl sitzen wollen?
Dominik: Bei uns im Juso ist das eigentlich kein Problem – man spricht sich vorher ab und gibt seine Wünsche an, aber große Diskussionen ergeben sich da eigentlich nicht.
René: Der Dominik holt dann seine Peitsche raus, sagt: „So wird’s gemacht!“, und dann… Nein, wir wechseln tatsächlich sehr viel durch, eigentlich bei jedem Stück. Das war früher nicht so, da war ganz klar, wer immer Kleine Trommel, wer Pauke, wer Große Trommel und wer Becken spielt – das war dann ich. Und wenn es eine Mallets-Stimme gab, dann musste ich die auch spielen, weil alle keine Noten lesen konnten (lacht). Schlagzeuger halt… Mittlerweile läuft das aber ganz anders.
Als Zuschauer kommt einem beim Zuhören manchmal das Gefühl, dass Schlagzeugspielen nicht so schwer sein könne – auf eine Triangel schlagen kann schließlich jeder. Muss man das dann trotzdem üben?
Dominik: Ja, auf jeden Fall.
René: Einsätze sind das eine Thema. Man muss sich aber davor auch mit den Instrumenten beschäftigen, die Triangel klingt schließlich nicht immer gleich.
Dominik: Metallischer, weicher, mit mehr Obertönen – das hängt dann davon ab, mit welchen Schlägeln und wo man die Triangel bespielt. Mit zwei Schlägeln klingt es anders als mit einem. Einen Ton aus dem Instrument herausbekommen kann jeder, aber dann tatsächlich der klanglichen Qualität und der rhythmischen Präzision zu genügen ist etwas, was sehr lange geübt werden will.
Und wenn man dann mal danebenhaut, bekommen das gleich alle mit. Was ist das Witzigste, was Euch da schon passiert ist?
René: Das verraten wir nicht.
Dominik: Also, der René hat mal bei einem Juso-Konzert in einem Streicherstück…
René: …eine kleine Trommel eingebaut. (singt) Tara, tatata, tsch tsch. Ungeschickt.
Dominik: Und in meiner allerersten Juso-Probe fiel mein allererster Einsatz, am Paarbecken, leider in die Generalpause rein.
René: Einem anderen ist einmal bei einer ganz leisen Stelle der Pauken-Schlägel heruntergefallen, da haben wir auch im Nachhinein viel darüber gelacht.
Das ist das Problem, wenn man davon so viele hat… Was gibt es denn alles für Schlägel?
René: Für jedes Instrument gibt es zum Teil ganze Sets. Bei der Snare ist bspw. das Gewicht entscheidend – im Orchester spielt man meist lautere, schwerere Sticks mit kleinem Kopf.
Dominik: Beim Marimbaphon kommt es unter anderem auch auf die Festigkeit der Wicklung an, und beim Xylophon ist es das Material – härteres Plastik, weicheres Plastik, verschiedene Holzarten, da muss man dann klanglich ausprobieren, was wann passt.
Was ist das Nervigste am Schlagzeugspielen?
René (sofort): Auf- und Abbauen. Und Pausen zählen.
Dominik: Beim Filmmusik-Konzert im letzten Sommer haben wir uns eine Stunde vor Probenbeginn getroffen – bis man die einzelnen Instrumente zusammengesucht hat, vergeht schon viel Zeit.
René: Noch schwieriger wird es, wenn die Proben oder das Konzert nicht im FILUM sind und man das Schlagzeug einladen, transportieren und ausladen muss. Da haben dann auch die anderen Instrumentengruppen nicht immer so viel Verständnis für…
Und zum Schluss:
Was ist Eure Lieblingsorchesterstelle für Schlagzeug? Ein Stück, das Ihr auf jeden Fall gerne einmal spielen würdet?
Dominik: Schostakowitsch, Symphonie Nr. 8, 3. Satz. Da kommt am Schluss ganz viel Pauke und kleine Trommel, das ist einfach toll! (42:30min)
René: Bei mir bräuchte man eigentlich eine Big-Band dazu, Lockdown 2 von der Meute – Techno-Marching-Band, der Hammer.
Das Interview führte Felix Richard-Kömen.
Samstag, 17. Mai 2025, 18:00 Uhr, FILUM Konzertsaal
„Fünf sein… eins werden!“ – ein Orchesterkonzert der besonderen Art im Rahmen des Deutschen Jugendorchesterpreises!
