Schüler*innen des Fachbereichs Klavier gestalten am Sonntag, 15. Januar 2023 um 16:00 Uhr das Märchen „Aschenputtel“. Die traditionell stattfindende Klaviergeschichte erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit bei „Jung und Alt“.
Erzähler & Komposition: Martin Koller
Leitung: Aryan Dayyani
Musikschulleiterin Katrin Bleier heißt hierzu alle Gäste herzlich willkommen. Gerne nutzen wir die Konzertankündigung als Gelegenheit, zwei Kolleg*innen aus dem Fachbereich Klavier und ihre Arbeit vorzustellen.
Lina Alaune und Aryan Dayyani – pianistische Allrounder
Zwei Lehrkräfte aus dem Fachbereich Klavier im Portrait
Im Gespräch mit dem stellvertretenden Musikschulleiter Jochen Immesberger berichten die Pianistin Lina Alaune und Fachbereichsleiter für Klavier und Pianist Aryan Dayyani über ihren abwechslungsreichen Arbeitsalltag am FILUM.
Jochen Immesberger: Wie und wann seid ihr ans FILUM gekommen?
Lina Alaune: Zusammen mit einer Kolleg*in im Herbst 2018. Begonnen habe ich damals mit Korrepetition, später kamen eigene Klavierschüler*innen dazu.
Aryan Dayyani Für mich ging es im Herbst 2012 los, direkt nach dem Studium. Mein Lehrer an der Hochschule für Musik und Dartstellende Kunst Stuttgart hatte mich auf die ausgeschriebene Honorarstelle an der Musikschule Filderstadt hingewiesen. Anfangs hatte ich nur Klavierschüler*innen, später kam die Korrepetition hinzu.
JI: Was trägt für Euch zum Wohlfühlfaktor am FILUM bei?
LA: Vor allem das Kollegium. Ich habe das Gefühl, am FILUM gibt es ein echtes Team. Die Zusammenarbeit bei Projekten, Wettbewerben, mit den Kolleg*innen im Fachbereich und auch fächerübergreifend läuft sehr gut. Das wirkt sich auch positiv auf unsere Schüler*innen aus. Der Zusammenhalt ist wie in einer Familie. Die Schüler*innen übernehmen sehr viel Eigenverantwortung und treffen sich selbstständig zum gemeinsamen Üben und Proben. So eine tolle Gemeinschaft ist nicht an jeder Musikschule zu finden.
AD: Ich schätze das Kollegium ebenfalls sehr – und auch das Gebäude mit allem, was dazu gehört. Der Komfort für die Anforderungen des täglichen Arbeitens und Unterrichtens ist am FILUM extrem hoch. Das Gebäude ist Luxus und liegt sehr zentral, unmittelbar neben den allgemeinbildenden Schulen. Ich sehe darin einen großen Vorteil: Die Wege sind kurz, die Schüler*innen kennen sich z. T. bereits. Neue Schüler*innen werden auch dadurch gewonnen, dass sich unsere Arbeit unter den Schüler*innen herumspricht. Es ist wie eine große Familie.
Auch die Übe-Kabinen am FILUM sind „Gold wert“. Manche der Schüler*innen kommen extra zum Üben hierher, weil sie die Atmosphäre am FILUM mögen. Zuhause kann es manchmal auch schwierig sein, lange am Stück zu üben. Am FILUM sind die Schüler*innen ungestört.
JI: Eure Arbeitsbereiche – Korrepetition, Studienvorbereitende Abteilung, Musiktheorie und Gehörbildung, Klavierunterricht – verschmelzen öfters. Es ist eine Kunst alles so zu organisieren, damit jeder Bereich auch für sich sichtbar existiert. Organisationstalente sind hier gefragt. Wie bekommt ihr dies so hervorragend hin?
LA: Alle vier Bereiche sind gleich wichtig. Für mich hat die Korrepetition allerdings Priorität. Ganz oft kommt die Frage: Was macht ein Korrepetitor überhaupt? Unsere Aufgabe ist es, die Schüler*innen am Klavier zu unterstützen, was ich unglaublich spannend und interessant finde. Den Schüler*innen gegenüber haben wir eine Vorbildfunktion. Die Zusammenarbeit in Proben und Konzerten erleben wir sehr motivierend, auch aus Sicht der Schüler*innen.
AD: Zu sehen und zu erleben, wie die jungen Musiker*innen an ihren Aufgaben wachsen oder sogar über sich hinauswachsen und dabei auch ihre Grenzen kennenlernen, das macht sehr viel Spaß. Korrepetition ist sehr spannend, muss aber sehr gut terminiert werden, damit die anderen Bereiche nicht vernachlässigt werden. Das ist schon eine herausfordernde Aufgabe. Mit dem Theorieunterricht ist es einfacher, da es hier am FILUM Crashkurse gibt. Diese laufen phasenweise, dauern vier bis sechs Wochen, dann ist wieder etwas Pause. Und natürlich dürfen meine eigenen Schüler*innen dabei nicht zu kurz kommen.
LA: Zu unseren Aufgaben gehört es auch, die Schüler*innen mental zu unterstützen, wie z. B. kurz vor dem Auftritt manchmal auch für gute Laune zu sorgen.
AD: Beim Korrepetieren unterschiedlicher Instrumente oder bei Vorspielen lerne ich auch selbst sehr viel dazu, bleibe im „Übemodus“ und lerne immer wieder neue Stücke kennen. Die Abwechslung ist dabei sehr bereichernd: Verschiedene Schüler*innen, die ganz unterschiedlich sind.
JI: Habt ihr Präferenzen bei der Korrepetition, Lieblingsinstrumente?
LA: Bei einem bekannten Stück übernimmt derjenige, der es bereits schonmal gespielt hat.
AD: Abgesehen davon gibt es zwischen Lina und mir keine fest zugeschriebenen Instrumentengruppen, wobei ich finde, dass Lina ein besseres Händchen für das Korrepetieren von Holz- und Blechblasinstrumenten hat. Ich selbst habe bisher sehr oft mit Streicher*innen zusammengearbeitet.
JI: Stichwort Studienvorbereitenden Abteilung (SVA) …
AD: Der Unterricht der SVA-Schüler*innen muss sehr gut geplant sein, damit alles reibungslos funktioniert. Ich habe das große Glück, dass meine Einzelschüler*innen im sonstigen Unterrichtsbetrieb sehr flexibel sind und auch schon mal auf andere Unterrichtstage ausweichen können. Das betrifft auch unser Mitwirken bei herausragenden Wettbewerben, wofür wir sehr viel Zeit einplanen. Die meisten Wettbewerbe sind oft ab Oktober bis Ende März oder manchmal auch länger, wie z.B. Jugend musiziert, Tonkünstlerwettbewerb, Dotzauer Wettbewerb… Bisher haben wir dies sehr gut organisiert bekommen.
LA: Das ist bei mir auch so, die Schüler*innen haben viel Verständnis. Ich lade sie regelmäßig zu Vorspielen der SVA ein, damit sie sehen und erleben können, wieso der Unterricht verlegt werden musste. Diese Besuche wirken immer sehr motivierend. Ganz allgemein, jedes Vorspiel, auch Konzertformate wie die anstehende traditionelle „Klaviergeschichte“ im Advent kann sehr motivierend und inspirierend sein.
JI: Ihr korrepetiert auch in der SVA?
LA: Ja, dafür sind wir beide zuständig. Bei Fachbereichsvorspielen und größeren Vorspielen im Konzertsaal kommen weitere Kolleg*innen aus dem Fachbereich unterstützend dazu.
AD: Zwei weitere Kolleg*innen sind dazu fest im Team verankert. Sie unterstützen uns sehr. Bei Bedarf springen auch andere Kolleg*innen aus dem Fachbereich ein.
JI: Was wünscht ihr Euch für die Zukunft, für eure Arbeit am FILUM, für euch persönlich? Gibt es konkrete Ziele?
AD: Ja! Ich würde gerne einen Korrepetitionswettbewerb am FILUM veranstalten.
Zielgruppe sind junge Menschen im Alter von 18 bis 20 Jahren oder auch ältere Schüler*innen. Ich stelle mir verschiedene Runden vor, verschiedene Aufgaben – so groß wie möglich!
LA: Mir ist es wichtig, dass die Ausbildung in Musiktheorie, Gehörbildung und Musikgeschichte in Zukunft mehr Raum einnimmt. Oftmals muss eine Lehrkraft dies alles in einer Unterrichtsstunde machen. Für die Schüler*innen ist es ein großer Gewinn, wenn sie zusätzlich zum Instrumental- oder Gesangsunterricht eine breite und fundierte musikalische Ausbildung erhalten. Alle Schüler*innen am FILUM sollen davon profitieren, nicht ausschließlich die SVA. So eine breite Ausbildung ist auch ein Aushängeschild für die Musikschule.
AD: Ich selbst habe in meiner Zeit als Schüler sehr von einer breiten und fundierten Ausbildung profitiert. Mein Ziel ist es, Musikgeschichte mehr in den Theorieunterricht zu integrieren. Man schätzt die Komponist*innen und die Musik mehr, wenn man weiß, was es bedeutet, dieses Stück zu spielen. Und wer sich als Pianist*in mit Harmonien auskennt, kann die Stücke um Meilen schneller lernen und spielen.
Offenen Unterricht, also Stunden, die man frei besuchen kann, finde ich auch sehr gut und hilfreich, z. B. eine halbe Stunde selbst Unterricht haben und danach anderen zuhören. Dabei lernt man selbst mit und dazu. Das Freitagpodium für Pianist*innen ist am FILUM dafür ein Vorbildformat. Wir bekommen dafür sehr viele positive Rückmeldungen von den Schüler*innen. Es entsteht dabei eine gesunde Konkurrenz mit großem Lerneffekt.
JI: Eure Arbeit wird auch im Kollegium sehr geschätzt.
AD: Ja, das ist viel wert. Wir versuchen immer gut im Austausch untereinander zu sein und kooperativ zu agieren. Wir machen keine Unterschiede bei Korrepetitionsanfragen – wir geben immer alles.
LA: Auch die Familien der Schüler*innen schätzen unsere Arbeit sehr. Wir bekommen immer wieder schöne Überraschungen, Briefe oder selbstgemalte Bilder davon, wie wir auf der Bühne agieren.
AD: Die SVA und die Korrepetition sind wie eine große Familie.