Projektentstehung
Das Projekt entstand im Herbst 2015. Es ging zunächst um den Aufbau einer musikalischen Arbeit und Kooperation zwischen der Musikschule Filderstadt und der St. Michaels Primary School in Kingston. Diese Grundschule liegt in einem benachteiligten Stadtviertel der Hauptstadt. Schnell ist man mittendrin in der Armut und merkt, dass es am Nötigsten fehlt. So entwickelte sich aus einem musikalischen Bildungsprogramm ein Projekt, das u.a. zum Ziel hat die Kinder mit gesunden Grundnahrungsmitteln und Wasser zu versorgen.
Dies wurde beispielsweise durch ein Benefizkonzert der Musikschule Filderstadt im Sommer 2016 umgesetzt. Die Schule konnte so für einige Zeit mit Wasser versorgt werden.
Bei der musikalischen Arbeit geht es darum, dass die Kinder mit Musik ganzheitlich gefördert werden. Schon durch das Erlernen eines einfachen Volksliedes wie „Hänschen klein“ haben die Kinder vielfältig profitiert. Oberste Priorität ist dabei die Freude am Singen.
Ergänzend gibt es die Möglichkeit zum Projekt den angezeigten Film anzuschauen und ein Radiointerview zu hören.
Insel, Land, Lebensumstände und Kultur
„Xaymaca“- das Land des Wassers und des Waldes. So nannten die um 600 v.Chr. eingewanderten Arawak-Indianer die wunderschöne karibische Insel Jamaika.
Sie ist die neben Kuba und Haiti / Dominikanische Republik die drittgrößte Insel der „Großen Antillen“. Küstenlandschaften, Regenwälder, Flüsse und Mangroven-Sümpfe prägen das Landschaftsbild. Das Klima ist tropisch.
So schön das Land ist, so hart sind oftmals die Lebensbedingungen. Arbeitslosigkeit und sehr hohe Lebenshaltungskosten führen zu Armut, Chancenlosigkeit und einer hohen Kriminalitätsrate. Durch Mangelernährung gibt es viele Krankheiten wie Diabetes sowie andere schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen, die bereits in der Jugend auftreten. Eine medizinische Versorgung können sich viele nicht leisten.
In kultureller Hinsicht begegnet einem Reichtum auf Schritt und Tritt. Jamaika ist durch Einwanderer aus Westafrika (Sklavenhandel), Europa, Indien und Asien zum Schmelztiegel vieler Kulturen geworden. Besonders Musik und Tanz sind immer und überall präsent. Jamaica ist ein singendes und tanzendes Land. Herzliche, respektvolle Umgangsarten und ein entspannter „easy-going-lifestyle“ gehören zur gelebten Kultur.
Musikschullandschaft
Eine mit europäischem Standard vergleichbare Musikschullandschaft gibt es nicht. Eine Instrumentalausbildung ist einigen Privilegierten vorbehalten. Allerdings spielt in der jamaikanischen Kultur die christliche Religion eine bedeutende Rolle. Jamaika soll das Land mit den meisten Kirchen pro Quadratmetern sein, vorwiegend anglikanisch, baptistisch und katholisch.
Hier bekommen die Menschen, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten, von klein auf eine hervorragende Gesangsunterweisung. Gospelgesang und Stimmbildung gehören zum Gemeindeleben. Die meisten prominenten Künstler des Landes haben in der Kirche singen gelernt.
„Zukunftsmusik“
Ein Ziel ist der Aufbau eines Musikzuges in der Schule. Alle Schüler sollen den Zugang zu einer regelmäßigen musikalischen Ausbildung bekommen. Musik- und Instrumentalunterricht soll zum Schulalltag gehören. So bekommen sie die Chance, ihre Begabungen zu entdecken und ihr reiches Potenzial zu entfalten. Räumlichkeiten stehen diesbezüglich zur Verfügung.
Da die Instrumentenausstattung bisher rudimentär ist, werden noch Basisinstrumente wie Keyboard, Gitarre, Schlagzeug etc. benötigt. Pädagogikstudenten aus der Region, die neben der pädagogischen auch eine musikalische Ausbildung bekommen, unterstützen die musikalische Arbeit in meiner Abwesenheit auf Freiwilligenbasis. Weitere Ziele, bzw. bereits im Aufbau sind Eltern-Workshops. Die teilweise sehr jungen Eltern sollen und wollen mit einbezogen werden.
Reise im August 2018
Im August 2018 hat mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal ein „music-workshop“ in den jamaikanischen „Blue Mountains“ stattgefunden. Nachdem ein interkultureller Festtag mit Konzertprogramm der Höhepunkt des letzten Jamaika- Projekts im Frühjahr 2018 war, ging es beim diesmaligen Projekt über Geröllpisten und durch Flussbetten in die Blue Mountains.
Sinn und Zweck der Exkursion war, Kindern aus sehr benachteiligten Verhältnissen eine kleine Auszeit in der Natur zu ermöglichen und ihnen einen „Extra-Input“ für die bevorstehende und entscheidende letzte Grundschulklasse zu geben. Bestehend aus Musikunterricht, Deutsch und ganz neuen spannenden Erfahrungen, die Lebensfreude und Selbstbewusstsein steigern und stärken sollten.
Die Stunden fanden unter einem riesigen Schatten spendenden Mangobaum statt sowie im Hof der kleinen Dorfschule. Jedenfalls immer unter freiem Himmel und in Gesellschaft neugieriger Tiere. Auch interessierte Dorfbewohner kamen dazu, die zuhörten und schließlich mit großer Begeisterung mitmachten.
Ein echtes Highlight war ein Ausflug zu einem bekannten Fluss in der Region: Mit 12 großen und kleinen Dorfbewohnern und sechs Hunden ging es durch einen Pfad im Bambuswald zu einer atemberaubend schönen und wilden Flusslandschaft, wo die Kinder schwimmen und von Felsen in glasklares Wasser springen konnten. Eine schöne, spannende und bereichernde und Erfahrung für alle Beteiligten. Wir freuen uns auf die Rückkehr von Leonore Schirmer im Oktober und mit ihr auf weitere spannende Berichte von ihrer Arbeit in Jamaika.